Pro Polizei besuchte Bundespolizeidirektion Gießen
Respekt vor Einsatzkräften hat abgenommen/Gewaltdelikte haben zugenommen
Seit Jahren gibt es eine enge freundschaftliche Kooperation zwischen dem Vorstand von Pro Polizei Wetzlar und den Vertretern der Bundespolizeidirektion Gießen. So waren kürzlich Mitglieder des Vorstandes von Pro Polizei Wetzlar, darunter Vorsitzender Hans-Jürgen Irmer, seine Stellvertreterin Heike Ahrens-Dietz, Geschäftsführerin Victoria Francovich und Markus Bieber vor Ort, um sich von Björn Schade, der von der Bundesinspektion Kassel für Gießen zuständig ist, Frank Bechtum sowie Melanie Molitor-Hofmann und Christoph Büttner über die aktuelle Lage informieren zu lassen.
Schade wies darauf hin, dass die Bundespolizei aktuell rund 55.000 Beamte habe in elf Bundespolizeidirektionen, mit Hauptsitz in Potsdam. Hinzu komme die Spezialdirektion mit Sitz in Berlin, die u.a. für die Fliegerstaffel, Drohnenaufklärung und GSG9 zuständig sei. Auf den Dienststand in Gießen bezogen habe man aktuell 80 Beamte, die für 1100 Bahnkilometer und 209 Verkehrsstationen zuständig seien. Die Hauptbestreifungsrichtung liege dabei zwischen Gießen und Marburg. Im Inspektionsbereich Kassel, der elf Landkreise umfasse, habe es im letzten Jahr 7359 Straftaten gegeben, im Bereich Gießen seien es knapp 1500 gewesen. Die meisten Straftaten habe es im Bahnhofsbereich Fulda gegeben mit rund 750. Dies liege daran, dass dort der Verkehrsknotenpunkt sei. Gießen verzeichne 530 Straftaten, Kassel-Wilhelmshöhe 567, Wetzlar 62 und Dillenburg 33.
Leider sei es so, dass die Zahl der Gewaltdelikte gestiegen sei. Sorge bereite den Beamten, dass häufig auch jugendliche Täter geneigt seien, eine Waffe, in dem Fall Messer zu ziehen. Hier bleibe kaum Zeit für die Gefahrenabwehr des Polizeibeamten. Man sei daher froh, dass man flächendeckend Schnittschutzschals ebenso habe wie Body-Cams sowie entsprechende Sicherheitswesten. Auch der Taeser sei auf dem Vormarsch, was die Vertreter von Pro Polizei ausdrücklich begrüßten. Generell sei festzustellen, dass der Respekt vor der Arbeit der Polizei abnehme. Es sei dies ein gesellschaftliches Phänomen. Man investiere gleichwohl sehr viel Zeit auch in Prävention. Aber es sei schwierig, die Richtigen zu erreichen. Es gebe Sicherheitsaktionen, Taschendiebstahlprävention, Gespräche mit Verkehrsbetrieben, Waffenverbotszonen, deutlich mehr Videoüberwachung als in früheren Jahren, um Tatgelegenheiten zu erschweren.
Gleichzeitig sei man in einem großen Netzwerk mit anderen Institutionen gemeinsam vertreten, zum Beispiel mit der DB-Sicherheit, der Polizei, der Stadtpolizei, dem Weißen Ring, Pro Polizei, den Vertretern im „Haus der Prävention“. Wünschenswert wäre, wenn man in Kommunal-Präventionsräte zusätzlich eingebunden würde. Am Beispiel Wetzlar würde dies aus Sicht von Pro Polizei Sinn machen, denn Bahnhofstraße und Bahnhof seien nun einmal Räume, in denen Probleme auftreten würden, und wenn dann die Bundespolizei kompetent, neben der fachlichen Beratung durch die Polizei vor Ort, zusätzliche Erkenntnisse liefern könne, wäre das sicherlich im Sinne des Ganzen sinnvoll.
Ein Rundgang durch die Stationen und Gießener Bahnhof rundete den zweieinhalbstündigen hochinteressanten Besuch ab. Pro Polizei sagte zu, im Rahmen ihrer Möglichkeit die Bundespolizei gerne unterstützen zu wollen.